Schon angekommen?
- sonjapult
- 5. Juli 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juli 2021
Kennst du den Gedanken und den Wunsch, dass endlich mal Ruhe einkehrt, endlich mal kein Lebenschaos herrscht und alles einfach mal „fertig“ sein soll?

Wie bei einer To-Do-Liste:
Angekommen im Job
Angekommen im Haus
Angekommen in einer Beziehung
Angekommen im Leben
Ankommen…
Ankommen……
Ankommen……….
ANKOMMEN!!!!
Check – Liste done – irgendwann – so zumindest die Hoffnung, mit der wir oft durch das Leben gehen. Und verdammt nochmal ja WANN ist es denn endlich soweit? Und WARUM ist es JETZT noch nicht so weit? Ich habe doch schon so viel gemacht und getan. Wann reicht es denn endlich? Wann ist es soweit? HALLO Leben, kannst du nicht einfach mal Ruhe geben? WAS soll ich denn noch machen? Ach, ok doch das Haus anstatt einer Wohnung – dann bin ich fertig – dann bin ich bestimmt angekommen. OK – let`s go – durchziehen – noch ein bisschen – weiter… weiter… weiter...
PAUSE - ATMEN
Merkst du was?
Während ich das schreibe, erwische ich mich selber wieder in einer wahnsinnigen Unruhe. Meine geschriebenen Worte machen mich nervös, mein Herz schlägt schnell und gleichzeitig zieht es sich zusammen. Da bin ich wieder, in einer Version, die ich lange gelebt habe. Und da sich in meinen Texten immer zeigt, was mich selbst umtreibt, scheint auch das Thema gerade bei mir „up to date“ zu sein.
Lange hatte ich auch den Wunsch des Ankommens in meinem Kopf und bin dadurch rastlos durch mein Leben gestolpert – und das eher innerlich als äußerlich. Von außen beschreiben mich Freunde auch als rastlos aber das ist eine andere Geschichte – ich find das ja super, weil das einfach ICH BIN und ich mittlerweile gelassen rastlos, immer auf Achse, sein darf – aber dazu vielleicht in einem anderen Artikel nochmal mehr. Das, was ich hier meine war ein inneres Gefühl des Getriebenseins. Das Leben als anstrengende Dauerschleife. Wann bin ich endlich „fertig“?
Dabei kann sich das Hinterherrennen und Getriebensein auf viele Bereiche beziehen – siehe Checkliste oben – wie sieht denn deine Checkliste des Lebens so aus? Oft rennen wir dann dem Ankommen und dem Wunsch nach einem stetigen, konstanten Leben hinterher. Das oben beschriebene Gefühl lässt uns dann nicht los – „es hat uns“ auch wenn wir uns damit gar nicht wohl fühlen.
Nehmen wir z. B. die Partnerschaft als das Paradebeispiel für gewollte Konstanz. Meistens besteht der Gedanke, dass die Partnerschaft immer so bleibt, wie sie ist und dass sich die Liebe und vor allem der Partner nie verändert. Würde aber nicht jeder von uns sagen, egal ob in einer Beziehung oder nicht, dass man sich automatisch verändert? Der Satz „derjenige hat sich so sehr verändert seit unserem Kennenlernen“ wirkt da schon fast wie eine Farce. Der Anspruch auf die gleichbleibende Beziehung, auf ein endgültiges Ankommen, scheint also irgendwie schon etwas seltsam!
Die klaren To-Dos der Checkliste abzuhaken, können wir ehrlich gesagt ganz schnell vergessen. Vergiss es! Die Rechnung geht einfach nicht auf.
Denn wie ist das Leben denn? Was zeigt sich denn Tag für Tag? Leben ist stetig – und zwar stetig im Wandel!
Das Leben passiert und anstatt es so zu nehmen, wie es ist, jagt man der besagten Checkliste hinterher. Das hat für mich übrigens nichts damit zu tun, dass man sich keine Ziele setzen soll „weil das Leben halt eh macht was es will“. Nein, Ziele geben uns Orientierung, einen Weg, den wir verfolgen und den wir aber von Zeit zu Zeit überprüfen dürfen. Sind wir noch auf dem Weg zum Ziel oder bewegen wir uns woanders hin und darf das Ziel dann auch geändert werden? Darf das Leben es ein wenig umschreiben? Der Schlüssel liegt meiner persönlichen Erfahrung nach darin, WIE wir diesen stetigen Wandel und unerwartete Ereignisse des Lebens wahrnehmen und wie wir mit ihm umgehen. Ist das Leben dann anstrengend oder ist es abenteuerlich, spannend oder gar phantastisch?
Was ich meine, ist die Gelassenheit mit der wir auf den Wandel des Lebens schauen können. Könnte man mal ausprobieren oder? So oder so – das Leben wird nie ruhig sein – nie fertig sein. Und das ist gut so! Wenn wir zum Beispiel unser Leben aus der Perspektive von Indiana Jones, Pipi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter (das darf sich jeder selber aussuchen – cool oder?) betrachten, sage ich:

Das Abenteuer Leben ist das größte Erlebnis überhaupt.
Wie unglaublich wunderbar ist es dann, dass sich das Leben immer neu formt, Neues und Unbekanntes bereithält und wir uns stetig weiterentwickeln dürfen – Beziehungen dürfen sich entwickeln – Freunde, Familie, Partner dürfen sich entwickeln - DEIN Leben darf sich entwickeln.
Uff, ist denn dann ankommen so gar nicht möglich? Also wirklich so gar nicht, gar nicht?
Ich sage DOCH!
Unser aller Ankommen hat nämlich ganz individuell an einem bestimmten Tag angefangen. In meinem Fall, war das vor 34 Jahren der Fall, am 23. Mai.
Angekommen im Leben. Da war ich – da bin ich!
Ein Leben, dass sich durch seine Natürlichkeit nie gleich zeigt und sich immer verändert! Als Neugeborene erfahren wir das nicht nur täglich, sondern von Minute zu Minute – im Laufe unseres Älterwerdens entwickeln wir manchmal nur so eine komische Einstellung zu Veränderungen. Interessant ist jedoch, dass wir die Wahl haben Ronja Räubertochter oder Lieschen Müller zu sein. Wir dürfen entscheiden, ob wir das Leben anstrengend, stressig, nervig, fordernd oder aufregend, spannend, phänomenal, reizvoll und abenteuerlich finden.
Ich persönlich habe meine Entscheidung getroffen und fühle mich sehr wohl mit meiner Wahl. Und ja: STETIG und in einer gewissen Konstanz entscheide ich mich immer wieder ganz bewusst, das Leben so zu sehen, wie ich es gewählt habe. Ein Perspektivwechsel ist Training – nach 34 Jahren ankommen im Leben. Manchmal fällt es mir schwer, manchmal lechze ich förmlich nach Veränderung und dann gibt es die Momente, wo ich mich der natürlichen Veränderung des Lebens ganz gelassen hingeben kann.

Ich bin angekommen im stetigen Wandel.
Und plötzlich ist da Ruhe, plötzlich ist da Gelassenheit und Neugierde, Leichtigkeit und positive Aufregung auf das was noch kommt, was das Leben bereithält und was wir selber aus dem Leben machen und auch, wie das Leben jetzt gerade in diesem Moment ist. Mein Herz schlägt ruhig und regelmäßig. Ich zeige Interesse und habe Neugierde an dem was das Leben mir zeigt. Unser Leben – DEIN Leben!
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