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Angst ist ein Scheinriese

  • Autorenbild: sonjapult
    sonjapult
  • 20. Apr. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Mai 2021

Kennt ihr Herrn Tur Tur? Ich glaube ich kenne niemanden, zumindest aus meiner Generation (klingt irgendwie ganz schön alt), der Herrn Tur Tur nicht kennt. Herr Tur Tur ist ein Scheinriese aus dem Kinderbuch Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Für die, die es dann doch nicht wissen.

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Er wohnt in der Wüste „Am Ende der Welt“ und hat ein Unglück. So beschreibt er es selbst. Wenn man auf Herrn Tur Tur trifft, ist er riesig! Zum Fürchten ist er, so groß ist seine Erscheinung. Man könnte glatt Angst bekommen, da er so überwältigend daherkommt. Oder ist das alles nur ein Schein? Geht man nämlich auf Herrn Tur Tur zu, dann wird er immer kleiner und kleiner und kleiner, bis er irgendwann genauso groß oder klein ist wie man selbst.


Vergleichen wir das doch jetzt mal mit der Angst. Der Angst Neues zu wagen, der Angst etwas auszuprobieren, was wir noch nie gemacht haben, der Angst mit jemandem über ein bestimmtes Thema zu reden oder der Angst…ja ,welche Angst du auch immer gerade hast! Neue Projekte, ein wichtiges Gespräch, eine neue Partnerschaft oder eine Partnerschaft beenden, das eigene Unternehmen, eine Reise oder der neue Job. Das alles kann so riesig, so überwältigend sein, dass uns die Angst überkommt.


Gehen wir aber genau in die Richtung und gehen der Angst entgegen, mutig und Schritt für Schritt, dann wird die Angst meistens immer kleiner und kleiner und kleiner! Wenn man noch einen Schritt weiter wagt, dann kann man die Angst sogar mal zaghaft begrüßen. Ähnlich wie bei Herrn Tur Tur! Ihr „Hallo“ sagen und sich die Angst mal genauer ansehen um überrascht festzustellen:

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„Hey, so groß und überwältigend bist du ja eigentlich gar nicht!"

Ich finde die Analogie aus dem Kinderbuch zu vielen Bereichen unseres Lebens so passend. Bei Herrn Tur Tur merken wir dann, dass er genauso ist wie wir und dass er ebenso Teil der Welt von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer ist. Verstehen wir doch die Angst auf der einen Seite einmal als Teil von uns selbst. Sie gehört zu uns und jeder kennt Momente der Angst. Momente in denen wir wie gelähmt scheinen, weil wir nur noch an die Angst denken können. Oft vergessen wir bei all der Angst sogar, was genau uns überhaupt das Gefühl der Angst macht.


Ich wage aber ein Gedankenexperiment mit euch.

Was wäre, wenn wir das Wort und das Gefühl der Angst, gegen das Wort Neugierde tauschen würden? Klingt das nicht viel besser? Angenehmer, spannend und aufregend? Der Gedanke an Neugierde erzeugt direkt ein anderes Gefühl. Schlussendlich liegt das auch nur an unserer eigenen Bewertung und der vermeintlichen Moral, dass Angst etwas 'Schlimmes' ist und dass man vor neuen Dingen Angst haben sollte aber bleiben wir für den Moment einmal dabei. Neugierde auf etwas Neues, etwas zu wagen, ein Risiko, ein Abenteuer einzugehen - der eigene Jim Knopf in unserer Welt und in unserem Leben

zu sein!

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An mir selber merke ich, dass sich dann das Gefühl zum 'Objekt der Angst' verändert und ich zum Beispiel eher mit Leichtigkeit und Abenteuerlust an die Dinge heran gehen kann. Die unmittelbare Verknüpfung von „dem Objekt“ und 'der Angst' löst sich auf. Das ist eine Entscheidung und heißt, der Angst ins Gesicht zu schauen, sie anzunehmen und dann bewusst den neuen Gedanken der Neugierde mit den Werten Leichtigkeit und Abenteuerlust zu produzieren. Anders gesagt: das Knöpfchen zum Jim Knopf im Kopf drücken! Gut oder?


Ich wurde mal gefragt wovor ich eigentlich Angst habe. Ich habe gesagt: „Vor gar nichts mehr!“ Ich gehe ja schließlich oft aus der Komfortzone und weiß ja, dass nach der Angst, das Wachstum kommt. Jaja – blabla. Was für ein Quatsch! Natürlich habe ich Angst. Kleine Ängste im Alltag und auch, wenn ich selber neue Dinge angehe oder etwas zum ersten Mal mache. Ich kenne auch den Herrn Tur Tur in mir, der allzu groß erscheint. Meine größte Angst für mich persönlich ist, dass ich irgendwann auf mein Leben zurückblicke und ganz viel hätte, hätte, hätte in meinem Kopf habe. Hätte ich mal dies, hätte ich mal das, wäre ich mal hier gewesen und hätte ich damals doch mal das eine da ausprobiert und so weiter. Vielleicht wird man am Ende des Lebens so oder so ein paar ‚Hätte‘ im Kopf haben aber ich versuche, es nicht ganz so viele werden zu lassen. Wenn ich in einem Moment der Entscheidung schon daran denken muss, dass es irgendwann, wenn ich es nicht tue, zu einem „Hätte“ werden kann, dann treffe ich meistens die Entscheidung dafür! Aber auch wenn die Entscheidung auf ein ‚dagegen‘ fällt: Das wichtigste ist, damit fein zu sein! An sich ist sowieso jede Entscheidung FÜR dich. In dem Moment der Entscheidung ist es immer die richtige Wahl und automatisch gibt es dann kein ‚Hätte‘ – zumindest in meiner Theorie. Klappt bei mir glaube ich aber auch nicht immer. Somit versuche ich aber der Angst, die mir manches versagen und mich abhalten will, entgegen zu treten und sie gegen die Neugierde zu tauschen. Schritt für Schritt.


Lasst uns mal probieren, die Angst so zu nehmen wie sie ist, weder gut noch schlecht – einfach Angst - und sie anzunehmen und gedanklich in den Arm zu nehmen – ich glaube Herr Tur Tur fand das auch ganz schön und es hat ihm auf jeden Fall gutgetan. Viele sind vor ihm weggelaufen aber die, die ihm nah gekommen sind waren auf Augenhöhe.

Und auf Augenhöhe mit der Angst zu sein heißt: Die Angst ist nicht größer als Du!

Deine Sonja




„Und im Stillen nahm er sich vor, nie wieder vor irgend etwas oder irgendwem Angst zu haben, bevor er ihn oder es nicht aus der Nähe betrachtet hätte.“ – Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Michael Ende – 16. Kapitel - in dem Jim Knopf eine wesentliche Erfahrung macht.

 
 
 

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